Liebe Gemeinde,
gewiss werden sich angesichts der Überschrift manche denken, dass „gewinnen“ bei einem 9. Platz sehr positiv formuliert ist. Lest euch erst den Bericht durch – ich bin zuversichtlich, dass anschließend einige meine Formulierung teilen werden.
Im antiken Griechenland war das Leben einfach: man kämpfte gelegentlich gegen mehrköpfige Monster (damals liebevoll „Hydra“ genannt), oder rollte Steine durch die Gegend (ein gewisser Herr Sisyphos wurde dafür sogar berühmt). Die hatten es halt noch gut, die alten Griechen. Wir jedoch leben weder in Griechenland, geschweige denn in der Antike – also müssen wir uns den Herausforderungen der aktuellen Zeit stellen. Bei genauem Hinsehen entdeckt man jedoch gewisse Parallelen zum damaligen Leben. Das Blöde an der Hydra war, dass ihre Köpfe ständig nachwuchsen, was bei einem Kampf die eigenen Siegeschancen doch deutlich schmälerte. Und der Kollege Sisyphos wurde seines Lebens auch nur bedingt froh, weil er ständig einen Stein auf einen Berg rollte, und kurz vor dem Ziel wieder zurück zum Start musste, weil er vom Stein überrollt wurde. Mein geschichtlicher Exkurs hat folgende Parallelen zum Volleyball:
In den letzten Teilnahmen bei den österreichischen Meisterschaften beschwerte uns das Schicksal mit einer Ausnahme in der ersten Runde immer den gleichen Gegner: den Serienmeister HotVolleys Wien. Die haben definitiv mehr Köpfe als die Hydra (soweit ich weiß, hatte sie „nur“ 2) und sind ungefähr genauso leicht zu besiegen. Dank einer für mich noch immer nicht nachvollziehbaren Regeländerung des österreichischen Volleyball Verbandes (der in dieser Hinsicht leider 2 Köpfe weniger hat als die gute alte Hydra) ist das erste Spiel bei einer ÖMS oft schon entscheidend für den weiteren Verlauf des Turnieres. Während früher im Grunddurchgang in mehreren Gruppen jeweils jeder gegen jeden spielte, werden jetzt schon im ersten Spiel die Weichen gestellt, ob man insgesamt um die Plätze 1-8 oder 9-12 spielt. In unserem Fall führte das zum wiederholten Mal dazu, dass wir das erste Spiel (eben gegen die Hotvolleys) verloren und alle weiteren Spiele gewonnen haben, und dennoch aufgrund der ersten Niederlage nur mehr um die Plätze 9-12 spielen konnten.
Das heurige Unternehmen ÖMS 2024 startete nicht nur hinsichtlich unseres ersten Gegners, sondern auch aufgrund einiger Ausfälle nicht ideal. Unser Aufspieler Han, der uns das ganze Jahr durch die Meisterschaft dirigierte, verletzte sich eine Woche vor dem Turnier, und das zur Sicherheit gleich dreifach. Also musste in der Gestalt von Emil ein neuer Aufspieler her. Emil hat einen großen Vorteil, der gleichzeitig auch einen Nachteil in sich birgt: egal, wo man ihn auf dem Spielfeld hinstellt: man weiß, es kommt etwas Gutes dabei heraus. So viel, so gut – andererseits bedeutet das aber auch: egal, wo er spielt, er fehlt dort, wo er gerade nicht spielt. Wenn man den Aufspieler wechselt, verändert sich natürlich die Balance im Spiel, und das ist bei einem Match gegen die Hotvolleys nicht hilfreich. Dennoch starteten wir in beiden Sätzen sehr gut (im zweiten Satz gingen wir sogar 6:1 in Führung). Leider fehlte uns die nötige Stabilität, und wir verloren beide Sätze. Nach einem Blick auf die Ergebnisse der anderen Gruppen war klar: im zweiten Match muss ein sehr deutlicher Sieg her, damit wir noch in das obere Playoff um die Plätze 1-8 rutschen können (und selbst das würde nur dann funktionieren, wenn irgendeine andere Mannschaft einen groben Aussetzer hat). Leider passierte beides nicht: die anderen Teams gewannen ihre Spiele recht deutlich, und uns merkte man den Druck und die vielen Umstellungen an. Wir konnten das zweite Match gegen Salzburg zwar 2:1 gewinnen, aber im Endeffekt fehlte uns ein Satzgewinn um das obere Playoff zu erreichen. Die Jungs zeigten eine wirklich bemerkenswerte Moral und gaben selbst dann alles, als schon klar war, dass wir im Bereich um die Plätze 9-12 landen werden. Der verlorene erste Satz sollte der letzte sein, den wir in diesem Turnier verloren.
Im weiteren Verlauf zeigten die Jungs, was in ihnen steckt. Sowohl Hohenems, als auch Hartberg und noch einmal Salzburg wurden mit 2:0 besiegt.
Wie in jedem Turnier habe ich auch bei dieser ÖMS viel gelernt:
Tobi: du hattest heuer ein sehr ereignisreiches Jahr, das dir durch deine vielen Talente auch abseits des Sports einiges an Zeit und Energie abverlangt hat. Dennoch bist du du eine wichtige Stütze im Team geblieben, und deine Spielintelligenz ist wirklich beeindruckend. Und dein Humor in gewissen Situationen (Stichwort „da werfe ich mich einmal hin, und dann verschießt der eigene Mitspieler den Ball“) ist absolut legendär.
Lukas B: Du bist einer der Wenigen, die man bedenkenlos sowohl als Außenangreifer als auch als Mittelblocker einsetzen kann. Als Linkshänder hast du die Gegner immer wieder vor große Herausforderungen gestellt, und deine Schlagtechnik (die übrigens auch schon unsere Bundesligamannschaft bemerkt hat) hat uns oft gerettet.
Lukas I: du hast heuer deine erste Saison bei uns gespielt, und alle zutiefst beeindruckt. Die Gegner können sich jetzt schon fürchten, wenn du selber erkennst, wie unglaublich gut du bist!!
Daniel: du hast das komplette Turnier auf einer Position gespielt, die du eigentlich gar nicht magst, und trotzdem warst du stabil, hast super angegriffen und viele wichtige Service-Serien hingelegt.
Emil: wie schon vorher gesagt: wenn du auf dem Platz stehst, weiß man dass etwas Gutes passiert. Du bist unser Kapitän, du bist Bundesligaspieler, du bist Organisator und Führungsperson in einem. Danke!!
Liam: auch du hast gezeigt, wie flexibel du einsetzbar bist. Du hast mich, als ich dich ein paar Mal als Diagonalspieler eingesetzt habe mit einem eindeutigen „echt jetzt???-Blick“ angeschaut, aber auch auf dieser Position hast du gezeigt, wie gut du bist.
Simon: du bist heuer neu zu uns gekommen und hattest viel Erfahrung am Beach und relativ wenig in der Halle. Du hast dich von Spiel zu Spiel gesteigert, und inzwischen ist auch das Netz nicht mehr dein größter Gegner, sondern nur mehr ein nettes Accessoire, das du aufgrund deiner sensationellen Sprungkraft mühelos unter dir lässt.
Han: du warst ein wichtiger Grund, dass wir überhaupt zur ÖMS fahren konnten. Beim Turnier hat dir dein Körper über weite Strecken einen Strich durch die Rechnung gemacht, aber du hast in den wenigen Situationen, in denen du spielen konntest gezeigt, wie wichtig es ist, wenn du auf dem Platz stehst.
Felix: du bist unser Top-Scorer und unser Fels auf der Außenposition. Du musstest dir im Laufe des Turniers einige deftige Kommentare von unserem Coach anhören, und wie du weißt, kommen die nur deshalb, weil er weiß, wo dich dein Weg noch überall hinführen kann. In deinem Gesicht konnte man manchmal sehen, dass das Spiel gerade so überhaupt nicht in deinem Sinn verläuft, und trotzdem warst du für alle da und hast alle sowohl spielerisch als auch mental unterstützt.
Leon: du warst mit Sicherheit der beste Libero des Turniers, und du hast der Mannschaft unglaubliche Stabilität und eine klare Linie gegeben. Es ist unglaublich, dich dabei zu beobachten, wie du das Spiel lesen kannst, und antizipierst wo du stehen musst, bevor der gegnerische Angreifer überhaupt selber weiß, wo er hinspielen wird. Du bist vollkommen zurecht Bundeliga- und Nationalteamspieler!
Waxi: du konntest leider nicht mitspielen, und bist trotzdem mitgefahren und hast dich um so ziemlich alles gekümmert, was das Team gebraucht hat (von der Wasserflasche über die Statistik bis zum vergessenen T-Shirt). Danke, dass du dabei warst.
Luki: du konntest leider verletzungsbedingt nicht mitfahren und hast dich inzwischen darauf konzentriert, dass du rechtzeitig für die U16 ÖMS fit wirst. Du hast dich im heurigen Jahr wieder super gesteigert (obwohl die Latte schon vorher recht hoch gelegen ist), und du hast während der Saison und speziell bei der ÖMS Qualifikation einen unpackbar wichtigen Beitrag geleistet, dass wir überhaupt nach Innsbruck fahren konnten.
Smail: it is incredibly impressive how you can read a Volleyball game. Before the match even starts you already know the weaknesses of every player of our opponents – just by watching them in their preparations for the game. You were so kind to let me be head coach, but everybody who knows you and what your achieved in your career knows immediately: you are the head coach everywhere as soon you enter the court. Thank you so much for your time, your know how you pass on and for your example how to be a good coach.
Gerhard: danke, dass du dich bereit erklärt hast, den zweiten Bus zu fahren. Es ist alles andere als selbstverständlich, dass du dich als Spielervater stundenlang in einen Bus setzt und diesen nach Innsbruck und wieder zurück fährst, damit die Jungs wohlbehalten zur ÖMS kommen!!!